Mortal Kombat 11 – an der Grenze des guten Geschmacks

Mit Mortal Kombat 11 bringt das amerikanische Entwicklerstudio NetherRealm den neuesten Teil des Beat-em up. Als Publisher für das Kampfspiel tritt das Warner Bros. Interactive Entertainment auf. Diese hatten das Spiel am 23. April 2019 für Microsoft Windows, PlayStation 4 und Xbox One auf den Markt gebracht. Eine Version für den Nintendo Switch folgt am 10. Mai 2019. Der unter Director Ed Boon entstandene elfte Ableger der Mortal Kombat-Serie, wurde auf der Unreal Engine 3 produziert. Den Soundtrack lieferte kein geringerer als Wilbert Roget II, der seine audiophilen Ergüsse bereits für Star Wars: The Old Republic oder Call of Duty: WWII einbrachte. Mortal Kombat 11 ist der direkte Nachfolger zu dem 2015 erschienen Mortal Kombat X. Offiziell angekündigt wurde der neue Teil auf den Game Awards 2018, was die Community mit einem allgemeinen „Finish Him“ kommentierten.

Seit Jahrzehnten schallt das „Finish Him“ durch die heimischen Lautsprecher. Und während sich Gamer rund um den Erdball über die teils makaberen „Finishing Moves“ amüsieren, rufen eben diese jedes Jahr den deutschen Jugendschutz aufs Programm. Dabei hatte genau dieser bei Mortal Kombat X bereits nachträglich das USK-Siegel ausgestellt und damit den Weg in Deutschland geebnet. Nun dürfen offiziell auch Lui Kang, Raiden und all die anderen in den heimischen Läden verkauft werden. Kompromisse hingegen sind die Macher vom NetherRealm Studio sowie Warner Bros. Interactive Entertainment dabei nicht eingegangen. Dabei bietet Mortal Kombat 11 einmal mehr überzogene Gewaltdarstellung und ist sicher nichts für zartbesaitete.

Mit Pathos durch den Storymodus von Mortal Kombat 11

Vier Jahre ist es nun her, dass wir das letzte Mortal Kombat erleben durften. Mortal Kombat 11 greift die Tugenden des gefeierten Vorgängers auf und heißt die Spieler abermals mit einer extremen Gewaltdarstellung willkommen. Doch auch die Spielmechaniken wurden weiterentwickelt, was in den ersten Kämpfen bei uns für ein leichtes Zungenschnalzen sorgt. Die Macher der NetherRealm Studios haben sich ebenso bei der Story mächtig ins Zeug gelegt und eine zweifellos beeindruckende Geschichte geschrieben. Diese wurde von Dominic Cianciolo sowie Shawn Kittelsen erdacht. Dabei schließt diese direkt an den Vorgänger an und bietet mit einem beeindruckenden Drehbuch, Kameraeinstellungen, Action und dem fesselnden Soundtrack ein Erlebnis aller erster Güte.

Die Story selbst bietet rund sechs Stunden Material. In dieser Zeit lassen wir es in rund 50 Kämpfen ordentlich Krachen und werden dabei mit witzigen, dramatischen und abwechslungsreichen Sequenzen unterhalten. Immer mit dabei die Action, die uns an die aktuellen Verfilmungen der Helden von DC oder Marvel erinnert. Auch der Pathos von Tolkins Herr der Ringe darf hier nicht fehlen. Dabei lernen wir alle Protagonisten kennen und stürze uns mit ihnen in eine fantastisch detailreiche Welt. In dieser stehen uns oftmals zwei Charaktere zur Auswahl, die wir für das Kapitel nutzen können. Beeindruckend bleibt jedoch, wie sich Mortal Kombat und speziell der elfte Teil, im Storymodus entwickelt haben. Was in Mortal Kombat X schon begeisterte, ist nun noch einmal deutlich verbessert worden und lässt die Konkurrenz in diesem Punkt ganz alt aussehen.

Die Handlung dreht sich dabei um die machthungrige und charismatische Zeithüterin Kronika. Doch auch die älteren Episoden werden aufgegriffen und eindrucksvoll verwoben. Dabei gelingt es den NetherRealm Studios, die verschiedenen Zeitebenen glaubhaft zusammenzuführen und dabei die neuen Figuren einzuführen. Bei der Atmosphäre haben die Macher ebenfalls ihre Hausaufgaben gemacht. Denn die nahtlosen Übergänge, die Mimik, die Kampfintro und die Cutscenes nehmen uns sofort mit.

Beeindruckend gutes Kampfsystem

In einem Beat-em up ist die Story zwar eine unterhaltsame Beigabe – worauf es jedoch ankommt, ist das Kampfsystem. Und auch hier legen die Macher ordentlich vor. So gibt es ein extrem detailreiches Tutorial, das auf alle Aspekte eingeht. Denn an der Oberfläche scheint der Kampf in Mortal Kombat 11 zwar simpel, zeigt sich jedoch mit dem Kombo-System durchaus komplex. Somit wird wirklich auf jede erdenkliche Feinheit eingegangen. Von der Basisverteidigung über den Angriff bis hin zu den Verstärkern, Modifikationen und der Wichtigkeit der präzisen Attacke. Insgesamt finden sich 20 Figuren in dem neuesten Ableger der Serie. Diese haben hier ein eigenes Kapitel, in denen uns die verfügbaren Spezialangriffe erläutert werden. So werden selbst Neulinge des Genres fit gemacht für das, was im eigentlichen Spiel auf sie zukommt.

Das Spieltempo haben die Macher im Vergleich zum vorherigen Teil jedoch reduziert. Auf eine Sprinttaste wurde verzichtet und die Auseinandersetzungen sind insgesamt ruhiger. Damit rückt jedoch die taktische Seite deutlich in den Vordergrund. Denn gutes Timing, das Vorausahnen gegnerischer Attacken und Kombos sowie das Setzen eines Blocks sind nun wichtiger denn je. Die Finisher spielen jedoch im Storymodus keine Rolle. Diese kommen nur bei den übrigen Spielmodi zum Tragen. Dennoch spritzt bei allen Kämpfen literweise Pixelblut – und das nicht zu wenig. Kämpfe können sich jedoch zu jeder Zeit noch drehen. Möglich ist das beispielsweise durch die automatisch ausgelösten Krushing Blows. Diese kommen mit klasse gemachten Röntgen-Einstellungen und werden bei bestimmten Voraussetzungen ausgelöst.

Besonders wichtig sind jedoch die Fatal Blows. Mit diesen kann, ist die eigene Lebensenergie unter ein Limit gefallen, dem Gegner ein Drittel der Energie geraubt werden. Jedoch stehen diese mächtigen Attacken nur einmal im Kampf zur Verfügung und sollten folglich nicht verschwendet werden. Treffen wir jedoch, bekommen wir als Belohnung, ähnlich wie die Fatalities und Krushing Blows eine vollkommen überzogene Gewaltdarstellung geboten die, für die Serie üblich, schlichtweg schwarzhumorig ist. Dabei kratzt Mortal Kombat 11 durchaus an der Grenze des guten Geschmacks.

Nicht alles Gold was glänzt

Neben dem beeindruckenden Gesamtkonzept, das mit Mortal Kombat 11 geschaffen wurde, gibt es jedoch (immer) noch ein paar Punkte, die die Spielerfahrung trüben. Da sind zum einen die Lags, die vornehmlich in Online-Matches auftreten, selbst wenn die Verbindung zum Gegenüber gut ist. Auch in Solo-Situationen gibt es diese, da scheinbar Daten auf Servern zwischengespeichert werden. In einem Spiel, in dem jedes „Frame“ zählt, ist das oftmals schlicht frustrierend.

Zudem zeigt sich der elfte Teil der Serie mitunter sehr grindlastig. Denn fast alles müssen wir uns über Türme erspielen, die wie schon im Vorgänger, thematisch bestimmte Aspekte aufgreifen. Für jeden Charakter gibt es dabei noch Spezifische. Neben dem Umstand, dass einige einfach „bockschwer“ sind, benötigt es für bestimmte Fortschritte erfüllte Ziele. So etwa 40 Fatalities oder 50 Brutalities. Wobei Letztere schwer zu erreichen sind. Damit bedient sich Mortal Kombat 11 einer Spielmechanik, die es bei dem Restlichen überhaupt nicht nötig hätte.

Ebenso kritisch empfinden wir den spielinternen Shop. Als Spieler sind wir hier zwar nicht gezwungen, für Ausrüstung und optische Verschönerungen Echtgeld zu investieren – bei dem grindlastigen Suchen von Gegenständig sehen wir diesen Punkt jedoch als zumindest bedenklich an. Denn es braucht schlicht Glück, um im Austausch was Vernünftiges zu erhalten. Ein Pay-to-Win ist hier jedoch nicht gegeben! Ebenso scheint der Season Pass, der sechs neue Charaktere, Gear-Sets, und Skins einbringt, die Balance nicht zu gefährden.

Mortal Kombat 11 – ein Fazit

Die NetherRealm Studios haben mit dem elften Ableger des Franchise ein beeindruckendes Spiel geschaffen, das ein Meisterstück aus Erzählung, Kampf und visueller Darstellung kreiert. Das Kampfsystem funktioniert zuverlässig und punktgenau, ist temporeduziert und bietet eine unglaubliche Auswahl an unterschiedlichen Optionen, die jede Runde immer wieder neu entscheiden können. Dabei ist Mortal Kombat 11 zugänglich für Neulinge der Reihe und anspruchsvoll für Veteranen. Mit den Fatal Blows sowie den knallharten Finishing Moves kommt noch eine taktische Note hinzu, die wir in den vorangegangenen Teilen der Serie oft vermisst haben. Mortal Kombat 11 ist trotz der Mankos ein richtig gutes Beat-em up, das aktuell konkurrenzlos scheint.

 

 

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