Finch Asozial – Vokuhila, Schnurrbart und Games
Der Künstler Finch Asozial dürfte insbesondere eingefleischten Rap-Fans ein Begriff sein. Beim Battlerap-Format Rap am Mittwoch ging er regelmäßig als Sieger aus dem Ring. Es folgten zwei EP’s und zwei Alben, mit denen er Erfolge in Deutschland, Österreich und der Schweiz feiern konnte. Mittlerweile ist er Musiker, erfolgreicher YouTuber und seit einiger Zeit auch Streamer. Wir verraten euch, wer hinter der Kunstfigur Finch Asozial steht und was ihr von seinem Twitch-Kanal erwarten könnt.
Von Nils zu Finch
Finch Asozial wurde am 13. April 1990 als Nils Wehowsky in Frankfurt an der Oder geboren. Aufgewachsen ist er in Fürstenwalde im Osten Brandenburgs. Nach der Schule absolvierte er eine Ausbildung zum Mechatroniker, der später ein Studium der Elektrotechnik folgte. Sein damaliger Job verschlug den Brandenburger in die Hauptstadt Berlin, wo er seit 2013 im Ortsteil Lichtenberg wohnt. Bis heute betont er seine Liebe zu Brandenburg und den Wunsch, eines Tages wieder dorthin zurückzuziehen.
Erste Bühnenerfahrung konnte Nils Wehowsky bei Rap am Mittwoch sammeln. Seinen Künstlernamen Finch Asozial ergänzte er durch Outfits, die an das Ostdeutschland der 80er Jahre erinnern. Ein Style, mit dem er auf der legendären Bühne der Rap-Veranstaltung aus der Masse herausstach. Schnell erwies sich die Battle-Arena als idealer Nährboden für seine Kreativität. Mit gekonnt gesetzten Spitzen und ausgeklügelten Metaphern überzeugte er das Publikum schnell von seinen Skills. Nicht nur seine Texte, sondern vor allem sein Flow machten ihn zum gern gesehenen Gast auf der Battle-Bühne.
Im April 2018 kündigte Ben Salomo, Rapper und Moderator von Rap am Mittwoch, das Ende des Formats an. Dessen Platz nahm fortan TopTierTakeover ein. Statt Freestyle, der Königsdisziplin im Rap, stehen hier vorab geschriebene Texte im Vordergrund. Finch Asozial blieb dem abgeänderten Format treu und brillierte auch auf dieser Bühne. Am meisten Aufsehen erregte sein Battle gegen den Leipziger Rapper Clep im Sommer 2018. Das hitzige Wortgefecht konnte bereits nach wenigen Tagen über 450.000 Klicks verbuchen.
Finch Asozial auf YouTube
Bei Rap am Mittwoch und TopTierTakeover konnte Finch Asozial nicht nur sein Talent unter Beweis stellen, sondern auch erste Erfahrungen mit YouTube sammeln. Als aufgezeichnetes, audiovisuelles Format war die Video-Plattform der Wichtigste Kanal, um Rap-Fans in ganz Deutschland zu erreichen. Parallel dazu baute Finch seinen eigenen YouTube-Kanal auf, den er bis heute erfolgreich betreibt.
Über 70 Millionen mal wurden die Videos von Finch Asozial im gleichnamigen Kanal angeschaut. Mit seinen Videos generiert er regelmäßig über eine halbe Million Klicks. Seinen mehr als 260.000 Abonnenten bietet er eine große Bandbreite an Inhalten. In regelmäßigen Abständen postet er Promotion für seine Alben und Touren sowie eigene Musikvideos und Konzertausschnitte. Seit kurzem gewährt er auch einen Einblick in sein Privatleben. In der ersten Folge seines neuen Formats „Finch Privat“ gaben sich Weggefährten wie King Khalil und Die Atzen die Ehre.
Charterfolg statt Battle-Rap
Nach dem offiziellen Ende von Rap am Mittwoch konzentrierte sich Finch Asozial auf das Produzieren eigener Tracks. Vorgänger wie Capital Bra, Kollegah oder Farid Bang starteten auf derselben Bühne und konnten diese Erfahrung erfolgreich in eine eigenständige Karriere in der Musikbranche umwandeln. Es dauerte nicht lange, bis Finch ähnliche Erfolge verbuchen konnte.
Im Jahr 2017 veröffentlichte er seine erste Single namens Ostdeutscher Hasselhoff. Es folgten die zwei Songs Richtig Saufen und Ledersklave Frederik, welche bis heute fester Bestandteil seines Repertoires sind. Ein Jahr später erschien die EP Fliesentisch Romantik mit fünf neuen Tracks. Ihre provokativen Titel machte Finch über die Grenzen des Battle-Raps hinweg zum Gesprächsthema. Mit der EP Vorglühen legte er 2019 nach und kündigte gleichzeitig sein erstes Studioalbum an.
Schon vor dem Erscheinen seines ersten Albums Dorfdisko im März 2019 konnte Finch erste Charterfolge feiern. Die Single Abfahrt stieg auf Platz 63 der deutschen Charts ein – keine leichte Übung für einen Künstler eines kleineren Labels wie Walk This Way Records. Als das Album Dorfdisko erschien, hatte die vorangegangene EP Vorglühen bereits gute Vorarbeit geleistet. Der Hype um Finch Asozial katapultierte Dorfdisko auf Platz zwei der deutschen Albumcharts. In Österreich und der Schweiz stieg es ebenfalls in die Charts ein.
Das zweite Album von Finch erschien am 14. Februar 2020. Passend zum Valentinstag trug es den Titel Finchi’s Love Tape. Erneut verpasste er mit seinem Album nur knapp die Spitze der Charts und landete wieder auf dem zweiten Platz. In Österreich und der Schweiz konnte sich auch dieses Album einige Zeit in den Charts halten.
Derbe Texte und viele Klischees
Im deutschen Rap werden die Künstler oft wegen ihrer Texte kritisiert. Auch Finch blieb davon nicht verschont. Besonders seine vulgären und drogenverherrlichenden Texte stoßen bei manchen Hörern auf Unverständnis. Zudem bestätige er mit seinem Auftreten genau die Vorurteile gegenüber Ostdeutschen, die er laut eigener Aussage aus der Welt räumen will. Oft wird ihm vorgeworfen er sei ein Prolet, der nur provozieren möchte.
Finch sieht das naturgemäß etwas anders. Rap ist seiner Meinung nach eine Kunstform – und Kunst ist nicht immer politisch korrekt. Sein Ziel ist es, Ostdeutschland in den Fokus zu rücken und es wieder cool zu machen. Als Finch Asozial benutzt er Satire, um Klischees überspitzt darzustellen. Seiner Meinung nach verstehen seine Fans den ironischen Unterton in seinen Texten. Gleichzeitig gibt er zu, dass er bestimmte Songs wie Sex und Gewalt (2018) heute nicht mehr so schreiben würde.
Seine Songs handeln von den Alltagsproblemen der Menschen in Ostdeutschland. Drogensucht, Gewalt und Perspektivlosigkeit sind wiederkehrende Themen. Andererseits kommen Heimatgefühle, die Liebe zum Trabi und Zusammenhalt zur Sprache. Damit füllt er eine Nische in einem Genre aus, in dem es sonst um BMW’s, lila Scheine und Protz geht.
Finch Asozial jetzt auch auf Twitch!
Seit einiger Zeit betreibt Finch einen Twitch-Kanal. Dieser steckt noch in den Kinderschuhen, wird von ihm aber regelmäßig betreut. In seinem Twitter-Profil betont er, dass er schon immer ein Fan von Videospielen war. Sein Geschmack scheint sehr breit gefächert zu sein. In vergangenen Sessions streamte er Resident Evil, Bus Simulator, Farming Simulator 19 und noch ein paar andere Games. Er hat keinen festen Streaming-Plan und verkündet auf Instagram, wann er das nächste mal live geht. Es bleibt abzuwarten, ob er sich mit der Zeit auf ein bestimmtes Game festlegt oder beim Genre-Mix bleibt. Top Unterhaltung ist trotz Genre-Mix auf jeden Fall vorhanden. Auf Twitch nennt Finch Asozial sich „SweetFinchiboy90“ und hier kommst du direkt zu seinen Kanal: https://www.twitch.tv/sweetfinchiboy90/
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