Neues Schwergewicht von Ubisoft
Das französische Unternehmen hatte sich zuletzt eine schöpferische Pause gegönnt und segelt nun mit Assassin´s Creed: Odyssey auf neuen Pfaden. Die Welt, die uns in dem neuesten Ableger der Serie präsentiert wird, ist noch größer als alles, was uns Assassin´s Creed bisher an die Hand gab. Dabei sollen wir noch mehr von der offenen Welt profitieren, die Story soll strukturierter sein und mit Elementen aus dem Action-Rollenspiel überzeugen.
Gerade hatten wir die Gründung des Ordens ins Origins erlebt, da wirft uns der Entwickler auch schon wieder 400 Jahre weiter in die Vergangenheit. So finden wir uns in der Zeit 431 – 404 v. Chr. wieder, zu einer Zeit, in der Krieg herrscht. Im Peloponnesischen Krieg stehen sich Athen und Sparta gegenüber. Die Meuchelmörder gibt es schlicht noch nicht. Zwar kann das zukünftige Symbol auf den Schildmarkierungen der Spartaner entdeckt werden – dennoch ist dies nicht mehr als eine Anspielung auf die Zukunft. Denn die Story dreht sich nicht um die Templer, sondern um ein Familiendrama. Dieses beginnt mit der Schlacht bei den Thermopylen und wird vor dem Hintergrund dieser Auseinandersetzung der beiden Parteien inszeniert. Beeindruckend dabei ist, dass es den Machern erneut gelingt, die historischen Charaktere und Fakten mit der Geschichte der Templer zu verweben.
Ganz klar gesagt werden kann, dass die Geschichte, die in Assassin´s Creed: Odyssey erzählt wird, zu den Besten der Reihe gehört. Denn alles baut aufeinander auf, greift ineinander und ergänzt sich. Selbst kleine Nebenaufgaben haben ihre eigenen Mini-Geschichten, die dazu führen, dass wir an späterer Stelle verdutzt schmunzeln müssen, dass diese erst so unwichtig erscheinenden Nebengeschichten doch noch Gewicht hat. So schafft Ubisoft eine beeindruckende Atmosphäre, die für beste Unterhaltung sorgt.
Eine Fortsetzung wie alle?
Wer sich das erste Mal auf Assassin´s Creed: Odyssey einlässt, könnte auf den Gedanken kommen, dass es sich schlicht um ein Add-on handelt. Denn vom Aufbau auf dem Bildschirm hat sich erst einmal recht wenig getan. Uns lacht nach wie vor der Kompass am oberen Rand an, den wir so ebenfalls aus Spielen von Macher Bethesda kennen. Hier werden die aktuellen Aufgaben markiert und Ziele angezeigt. Ebenfalls lassen sich über diesen, neue Schauplätze entdecken und ermöglicht so eine leichte Navigation.
Gerade wenn wir zu Beginn in die Haut des Spartaner-Königs Leonidas schlüpfen, um uns im Kampftutorial gegen die persische Armee zu werfen, fallen kaum Änderungen auf. Die Sonderfähigkeiten lassen sich zwar nun in praktischen Fähigkeitenbäumen wählen. Jedoch zeigen sich die spieltechnischen Veränderungen nur geringfügig verbessert. Zudem hat Ubisoft das Schild entfernt, was mit dem Fehlen eines Ausdauersystems doch recht ernüchternd ist.
Der Adler, den wir bereits aus Origins kennen, ist jedoch wieder mit dabei. Mit diesem erkunden wir die Umgebung und nutzen ihn zudem, um Ziele zu markieren. Ikaros ist so ein hilfreiches Mittel für die Spionage. Schade dabei ist jedoch, dass sich dieser auch in Assassin´s Creed: Odyssey nicht vom Gegner entdeckt werden kann. Damit ist der taktische Einsatz ohne tiefere Herausforderung.
Konsequenzen des eigenen Handelns
In Assassin´s Creed: Odyssey setzt Ubisoft erstmals auf die Konsequenzen hinter den Entscheidungen des Spielers. Das beginnt schon mit dem Umstand, dass wir uns überall dorthin bewegen können, wo wir hin wollen. Oder aber wir fokussieren uns auf das Missionsziel und lassen uns, trotz aller Verführungen, nicht ablenken. Die Welt, die Ubisoft dabei geschaffen hat, ist visuell absolut eindrucksvoll. Zudem werden Missionen dank des Explorationsmodus nun noch „greifbarer“. Denn je mehr wir uns mit anderen über das Thema der Mission unterhalten, desto mehr Informationen und Hinweise erhalten wir. So wird der Weg hin zum eigentlichen Ziel eine besondere Art der Erkundung. Nun erleben wir die Geschichten in Griechenland noch mitreißender und deutlich authentischer, als es in den vorherigen Teilen der Fall war.
Unterwegs sind wir im Übrigen mit Kassandra oder Alexios. Da die Entscheidungen über allem stehen, gibt es keinen alternativen Wechsel zwischen den beiden. Diese teilen sich ebenso den Fähigkeitenbaum und den Kampfstil. Dennoch lassen sich mit ihnen die weitreichenden und dramatischen Konsequenzen erleben, die Ubisoft kreiert. Dabei ist nicht unbedingt die Auswirkung gemeint, die unmittelbar auf eine Tat folgen. Gerade die langfristigen Resultate sind es, die uns unser Handeln immer wieder hinterfragen lassen.
Dabei ist es freigestellt, wie wir unseren Spielstil interpretieren und wie wir uns präsentieren. Sackgassen gibt es hier keine. Jedoch bauen die Missionsreihen auf den Entscheidungen auf, die wir im Verlauf treffen. Damit ergeben sich ganz neue Aufgaben oder eben auch nicht. Dieser Umstand führt nicht nur zu einem persönlichen Spielerlebnis – es erhöht den Wiederspielwert ungemein. Denn es gibt unterschiedliche Enden für das Familiendrama. Insgesamt bietet Assassin´s Creed: Odyssey eine gesunde Mischung an unterschiedlichsten Missionen. Hier finden sich herausragende erzählte sowie „übliche“ Aufgaben, in denen wir lediglich Banditen das Leben schwer machen, um einen „Schatz“ zu bergen.
Immer etwas zu tun
Abseits der eigentlichen Missionen und Nebenaufgaben finden sich ebenso interessante Beschäftigungen. Gerade die Fauna, die Ubisoft gezaubert hat, lädt zum Entdecken und Jagen ein. So können wir uns aufmachen, um mystische Legenden zu erforschen und gar die sagenumwobene Hydra zu besiegen. Ebenfalls kehrt die aus Black Flag bekannte Seefahrt zurück. Diese ist vollwertig integriert und beeindruckt mit eindrucksvollen Schiffsgefechten. Ebenfalls lässt sich über das Meer die Ägäis wunderbar erkunden und bietet besondere Momente. Wer mehr auf Ruhm und Ehre aus ist, kann sich ebenso in der Arena mit anderen messen.
Gerade der Einfluss, den der Spieler auf die gesamte Spielwelt nehmen kann, bringt das spezielle Assassnin´s Creed-Gefühl. Denn die Inseln und Landmassen sind von einer der beiden Fraktionen beherrscht. Als Spieler haben wir hier die Möglichkeit, diese nachhaltig zu beeinflussen. So kann das Machtgefüge extrem verändert werden – bis hin zu dem Punkt wo wir uns in einer Schlacht wiederfinden. Leider sind diese rein oberflächlich betrachtet etwas enttäuschend. Da diese Gefechte, bis auf Ausnahmen, die Hauptgeschichte nicht beeinflussen, sind diese unter ihren Möglichkeiten umgesetzt.
Wiedergutmachung betreibt Ubisoft jedoch in der Kulisse. Vor allem die Gestaltung der Landschaft und die Wettereffekte sorgen für eine atemberaubende Atmosphäre. Hinzu kommt die Architektur, die sich an historisch korrekten Gebäuden orientiert. Dabei finden wir detailreiche Protagonisten und Nebenfiguren, die einen guten Gesamteindruck hinterlassen. Den NPCs hingegen fehlt es ein wenig an Abwechslung, was gerade an sehr belebten Orten nicht gerade Werbung macht. Ebenso sind die Lippen nicht immer synchron zu den Texten. Insgesamt ist die Mimik aller Figuren nicht besonders gut gelungen. Hier haben wir schon deutlich besseres Erleben dürfen. Dies ist jedoch Jammern auf extrem hohen Niveau.