Ende Dezember veröffentlichte das Entwicklerstudio Kuju Entertainment mit Narcos: Rise of the Cartels ein Rundenstrategiespiel, welches auf der bekannten Netflix Serie „Narcos“ basiert, aus der 10 Minuten für die Zwischensequenzen in dem Spiel verwendet wurden.
Denn wie die Netflix-Erfolgsserie erzählt auch das gleichnamige Spiel die Geschichte von Pablo Emilio Escobar Gaviria, der in den 80er- und 90er-Jahren als Anführer des berüchtigten Medellín-Kartells für Angst und Schrecken sorgte und die Justizbehörden über Jahre hinweg zur Verzweiflung brachte.
Und nun dürfen PC- und Konsolen-Spieler selbst in den Drogenkrieg eingreifen, denn das Spiel ist neben dem PC auch für die Playstation4, die Xbox one und die Nintendo Switch erhältlich.
Die gute oder böse Seite in Narcos: Rise of the Cartels
Zu Spielbeginn steht in Narcos: Rise of the Cartels die Entscheidung für eine Seite, so könnt ihr Euch entweder dafür entscheiden selbst ein Teil des Medellín-Kartells zu werden oder Ihr helft den beiden DEA-Agenten Javier Peña und Stephen Murphy bei ihrem Kampf gegen das organisierte Verbrechen.
Allerdings müsst Ihr die ersten Missionen zwingend aus der Perspektive der Anti-Drogen Behörde spielen, was ein wenig an ein Tutorial erinnert, in dem sich der Spieler mit den grundlegenden Spielmechaniken ein wenig vertraut machen kann.
Im Anschluss daran geht es dann auch schon direkt zur Sache und das Spiel versetzt Euch unter anderem an bekannte Orte aus der Serienvorlage, wie die Stadt Medellín oder das Anwesen von Pablo Escobar.
Wenngleich zu Beginn des Spiels durch Szenen aus der Serie Stimmung aufgebaut wird, verzichten die Entwickler im Anschluss daran darauf dies über die gesamte Spielzeit hinweg durchzuziehen. So werden große Teile der Handlung in der Folge in Textfenstern erzählt und lediglich hin und wieder bekommt man Zwischensequenzen in Spielegrafik zu sehen.
Bei den Charakteren haben die Entwickler auf eine Vertonung durch die Synchronsprecher aus der Serie verzichtet, stattdessen setzten die Entwickler hierfür auf Statisten, die jedoch aufgrund ihres übertriebenen Akzents nicht wirklich überzeugen können.
Das Gameplay
Wer zum ersten Mal ein Strategiespiel wie Narcos: Rise of the Cartels spielt, der könnte sich zu Beginn zunächst einmal ein wenig hilflos vorkommen, da auf Hilfestellungen komplett verzichtet wird. Das macht den Einstieg besonders für unerfahrene Spieler zu einer großen Herausforderung, zumal sich auch das Grundprinzip an einigen Stellen von anderen Genrevertretern unterscheidet.
So führt nicht zuerst der Spieler und danach alle Feine eine Aktion aus, sondern wie beim Schach zuerst der Spieler, dann einer der Feinde und so weiter. Hierbei hat man die Wahl zwischen einer Aktion oder man kann sich bewegen, um so zum Beispiel aus der Schusslinie von Feinden zu verschwinden. Zu den Aktionen zählt dagegen neben dem Schießen auch das Nachladen von Waffen, wohingegen das Wechseln einer Waffe nicht als Aktion zählt.
Ein besonders interessantes Element in dem Spiel stellt die sogenannte „Wachsamkeit“ dar, denn hierdurch kann der Spieler durch aufgesparte Bewegungen oder Aktionen bis zu drei Punkte erhalten. Läuft in der Folge dann ein Feind durch dessen Sichtfeld, so kann man diesen aus der 3rd-Person-Ansicht in Zeitlupe attackieren.
Darüber hinaus erhält der Spieler einen zusätzlichen Schuss, sofern einer der Feinde nach einem Angriff nur noch einen einzigen Lebenspunkt hat.
Leider verfügt das Spiel nicht über eine Mechanik, die es verhindert Angriffe und Aktionen innerhalb der Missionen mit einer einzigen Einheit auszuführen, was unter anderem der Tatsache geschuldet ist, dass dies deutlich schneller geht, als alle fünf Truppenmitglieder zu nutzen.
Auch auf eine Speicherfunktion während den Missionen haben die Entwickler von Kuju Entertainment ebenfalls verzichtet, weshalb es besonders ärgerlich ist, wenn auf einmal ein fliehender Gegner in der Nähe des Trupps auftaucht, da man diesen nur selten mit wenigen Angriffen erledigen kann.
Und auch die KI der Gegner lässt in dem Spiel zu wünschen übrig, denn diese nehmen den Spieler lediglich unter Beschuss und hin und wieder wird zwischen den verschiedenen Charakteren hin und her gewechselt, was allerdings oftmals nur wenig Sinn ergibt.
Währenddessen kann der Spieler seine Einheiten in aller Ruhe heilen oder, je nach Aufenthaltsort der gegnerischen Einheiten, sogar bestimmte Missionsziele erledigen. Dies macht das Spiel vor allem für erfahrene Rundenstrategen mitunter ein wenig zu einfach, da die gegnerischen Einheiten nur selten eine echte Herausforderung darstellen.
Das Geschehen auf der Seite der Narcos
Hat man sich erst einmal auf Seiten der DEA durch die ersten Missionen gekämpft, so steht es einem in der Folge frei sich auf die Seite des Medellín-Kartells zu schlagen.
Leider unterscheidet sich das Spielprinzip auch auf Seiten der Narcos nicht großartig von dem als DEA Agent. Hier hätten die Entwickler durchaus einige Unterschiede einbauen können, um das Spiel ein wenig Abwechslungsreicher zu gestalten.
Zwischen den einzelnen Missionen hat man im Menü die Möglichkeit neue Mitglieder zu rekrutieren und sich aus diesen einen Trupp für die folgenden Missionen zusammenzustellen. Dabei kann der Spieler seine Truppe aus fünf Klassen zusammenstellen, unter denen sich unter anderem Killer, Vollstrecker, Spezialisten und Späher auswählen lassen. Während Späher dabei besonders flink sind, verfügen andere Einheiten über eine höhere Feuerkraft, bewegen sich dafür allerdings auch langsamer. Zudem finden sich unter diesen Klassen auch Anführer, bei denen es sich um besonders starke Versionen dieser Klassen handelt.
Auf einer Karte der Spielwelt lassen sich in der Regel immer gleich mehrere Missionen anwählen, unter denen sich auch eine Reihe von Nebenmissionen befinden, die man jedoch nicht alle abschließen muss, um das Ende des Spiels zu Gesicht zu bekommen. Allerdings eignen sich diese Nebenmissionen hervorragend dafür, um auf diese Weise die Fähigkeiten eigenen Einheiten zu verbessern oder um an Geld zu kommen, welches man in der Folge in stärkere Einheiten investieren kann.
In Bezug auf die Missionsziele unterschieden sich diese lediglich zu Beginn voneinander, wiederholen sich mit fortschreitender Spieldauer aber ein wenig zu häufig, was im Zusammenspiel mit der mangelhaften KI dazu führt, dass sich Narcos: Rise of the Cartels nach einer Weile doch etwas monoton anfühlt.
Erschwerend kommt hinzu, dass es zwischen den Missionen, außer dem Aufleveln von Einheiten nur wenig zu tun gibt und man nicht einmal die Ausrüstung seiner Einheiten anpassen kann.
Fazit zu Narcos: Rise of the Cartels
Zwar werden sich Fans der Serie mit Sicherheit über die stimmig inszenierten Zwischensequenzen freuen, doch leider wurden diese von den Entwicklern nur äußerst sparsam verwendet.
Spielerisch sorgt dagegen vor allem das verwendete Rundensystem dafür, dass die Taktik zumeist nebensächlich ist und es daher oftmals bereits reicht den Gegnern mit ein oder zwei Einheiten zu Leibe zu rücken. Dies lösen andere Rundenstrategiespiele doch deutlich besser, sodass sich die Entwickler damit ins eigene Fleisch schneiden, denn taktisches Vorgehen mit dem gesamten Einsatztrupp ist so nur äußerst selten erforderlich.
Hinzu kommen die mit fortschreitender Spieldauer immer wieder gleichen Missionen und auch die Story orientiert sich zwar an den Ereignissen der Serie, allerdings kommen dabei die Charaktere viel zu kurz, weshalb innerhalb der Missionen auch wenig Spannung vermittelt wird.
Daher ist Narcos: Rise of the Cartels vor allem ein Spiel für Fans der Serienvorlage, während erfahrene Rundenstrategen und Spieler, die mit der Geschichte rund um Pablo Escobar und das Medellín-Kartell nichts anzufangen wissen, eher von einem Kauf absehen sollten. Denn diese dürften in der Regel unterfordert oder mit fortschreitender Spieldauer einfach nur gelangweilt sein.
Schade, denn eigentlich hätte die Serienvorlage durchaus das Potenzial gehabt, daraus ein anspruchsvolles Spiel zu entwickeln. Doch aufgrund zweifelhafter Gameplay-Entscheidungen der Entwickler handelt es sich Narcos: Rise of the Cartels lediglich um ein mittelmäßiges Rundenstrategiespiel, welches sich in erster Linie an Fans von Pablo Escobar richtet, die selbst einmal aktiv in die Geschichte rund um den kolumbianischen Drogenbaron eingreifen möchten oder auf Seiten der DEA dabei helfen wollen hinter Schloss und Riegel bringen.